2007

10
Mai
2007

MASOCHISMUS

Dürenmatt lesen,
Minotauren zum Frühstück,
dann zur Arbeit fahren

nach der Arbeit Badewanne
zweiundzwanzig Uhr
statt einundzwanzig Uhr
einfach so,
weil Frau xy -
nein, sie hat es verdient
groß geschrieben zu werden -
also, weil Frau XY
ihre Depressionen
auf dem Toilettenstuhl
ausleben musste

in der Badewanne,
bis die Haut schrumplig
und das Wasser kalt wurde

ein halbes Glas Rotwein
im Kopf
und der Rest
im Badewasser -
das hatte Frida
nicht drauf gehabt

nur gut,
dass meine Zehennägel
nicht rot,
sondern
schwarz lackiert sind

sonst nichts als Schaumberge
und eine silberne Scheibe
am Ende des Tages

Nein,
ich bin kein
Masochist!
Ich bin eine
Lebende,
Überlebende!

.................................

8
Mai
2007

ZWISCHEN DEN ZEILEN

Zwischen den Zeilen

(zwischen zwei Einsätzen,
zwischen zwei Häusern,
zwischen zwei Gedanken,
also so zwischendurch
fällt mir ein,
dass es dich
auch noch gibt)


Zweimal durch den Regen

zweimal
durch den Regen
und dann wieder zurück
wieder zurück in deine Arme
und dann weiterträumen
durch den Regen
nur noch zweimal
und dann


Danach

Danach liebe ich die Stille,
die einkehrt,
die wohltuende Leere,
nur dem Herzschlag folgend
und dem ruhiger werdenden Atem.

Danach ein paar Stunden Schlaf
und genau so aufwachen,
du bist immer noch da
und siehst mich immer noch an
genau so wie davor.

....................................

6
Mai
2007

SYMPHONIE NR. 8

Herbert von Karajan
dirigiert zum Frühstück
die Symphonie Nr. 8
von Anton Bruckner



Sag nichts.
Kein Wort soll über
deine Lippen kommen,
wenn du
mit beschwörender Geste
Welten bewegst,
Töne empor hebst,
wieder einfängst,
zu Boden drückst,
ins Nichts schleuderst,
und anschließend
mir glatt streichst
auf meinem Brötchen
an einem Sonntagmorgen.

...........................................

4
Mai
2007

IMMER DASSELBE

Übergabe

zwanzig uhr fünfundvierzig
abgekämpfte geister
gibt nichts besonderes

nur -
(loser tabak verirrt sich
auf der Zunge)
nur,
du kannst wohl heute
länger pause machen -
freu dich

fragezeichen

die aus der dritten oben
endlich tot
gestern nacht

Schön,
denke ich.
Und du weißt nicht
einmal warum
ich das denke.


Pause

Tick Tack
Tick Tack
Tick Tick
Tack
Tick Tack
Tick Tick
Tick
Tack

Manchmal
bedarf es eines Todesfalls,
um festzustellen,
weshalb Uhren falsch gehen.


Feierabend

Umziehen
Auto
Starten
Losfahren
Weg, nur weg.

Waldrand
Anhalten
Aussteigen
Laufen.

Hohe Buchen,
rot und weit leuchtend
und kleine, seltene,
krummgewachsene,
die sich
bis an den Erdboden ducken

Unten Bärlauch und Waldmeister,
Buschwindröschen
sind schon verblüht,
Maiglöckchen
zieren sich noch.

Hinten Wiesen,
blühende Büsche,
Felder grün und satterdig.
Unendlich weite Sicht.

Oben ein letzter Stern,
Stellamaris.
Und über allem
die aufgehende Sonne.

Mit einem Strauß
voller Gedichte
fahre ich noch einmal
zurück.


IMG05-10


...........................................

2
Mai
2007

KEIN SCHÖNER LAND

LIEDER ZUR GUTEN NACHT

I
Geborgenheit

Schweigend
zeigen Häuser auf
zum Himmel,
gleich einer Hand
die Rettung hofft
im Großstadtmeer.
Aus tausend Höhlen,
brüllt es laut
nach Leben,
verzweifelt
krallst
du dich
ins Mieder
dieser Nacht.

II
Schlaflied

Es ist der Ort
an dem die Wände
Ohren haben,
und tausend Augen
sehen selbst beim Pinkeln zu.
Kein Ton, kein Zwinkern
geht hier je verloren.
Hier bist du nie allein.
Sei glücklich
und sei still.

III
Träum schön

Die Nacht ist tot
bevor sie noch begonnen.
Der Tag treibt sich
zerknüllt am Boden rum,
poliert die Spuren fort
mit Druckerschwärze.
Ihm ist das längst egal,
was heute war, denn morgen
gibt es ihn nicht mehr.

Du glaubst, du wirst verrückt.
Kannst deinen Sinnen kaum noch trauen.
Was gestern schwarz,
ist morgen längst schon weiß,
und weiß ist grau,
und alle Grenzen schwimmen.
Schnell, mach die Augen zu
mein Kind
und schlaf recht schön.


......................................

29
Apr
2007

ANNÄHERUNGEN AN DALI

I
Die Zeit zerrinnt.
Bleiern drückt sie
abgekämpfte Körper,
die in Pfützen liegend
auf diese Schwäne warten,
die schneeweiß
von einem anderen Leben
erzählen.

II
Am Ende
stehen auch wir
vor diesen Pfützen,
spiegeln uns in
Lachen von Tränen,
Blut und Sperma,
und versuchen uns zu erinnern,
wie es war, als wir
noch Schwäne waren.
Das Leben ließ uns
keine Flügel wachsen.

III
Manchmal wünschte ich mir
ein Zauberkleid,
ein dickes Fell mit Federn.


............................................

21
Apr
2007

LANDEMANÖVER

Ich breite meine Zeilen
wie Schwingen
über dich.

Von hoch oben
lasse ich mich
fallen.
Schwebe.
Gleite.

Strauchelnd
lande ich dann
auf deinen Lippen
und
warte sehnsüchtig
darauf,
dass du mich aussprichst.


..........................................

19
Apr
2007

ABSCHIED NEHMEN

briefe lesen
alben wälzen
erinnern
reden
fühlen
und immer wieder
weinen

danach
ermattet einschlafen
loslassen
zulassen

schließlich
weitergehen
gedanken
bilder
träume
mitnehmen
und nur noch
hin und wieder
weinen

abschied
abscheiden
trennen
die gehenden von den bleibenden
die lebenden von den toten
mich von dir


..............................................

18
Apr
2007

EINE GUTE NACHT

es ist spät
sie sitzt auf dem sofa
sie wartet
ich grüße sie
und sie fragt
wo ich denn heute schlafe

sie streichelt
so gern meine haut
sie sagt wie schön sie ist
so weich und so glatt
ich bringe sie zu bett
und möchte ihr auch
etwas nettes sagen

sie fragt
wie es denn wohl sei
wenn man tot ist

einen moment
halte ich inne

ich weiß nicht
sag ich leise
es ist schon spät
und wünsche ihr
eine gute nacht



.........................................

15
Apr
2007

AUF DEM RÜCKEN DER SCHMETTERLINGE

Hast du den Mond gesehen -
müde schleppt er sich
durch kalte Nächte,
durch kahle Bäume
schickt er bleiches Licht.

Lichtjahrealtes
breites Grinsen,
trägt er in den Morgen.
Und deine Träume,
all die
nicht geträumten Träume,
wirft er fort.

Fortan
kehren sie im Sommerwind
auf dem Rücken der Schmetterlinge
zu dir zurück.


...........................................
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undercoverlyrik

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hat etwas Exhibitionistisches, Gedanken zeigen hinter Metaphern - ein Schleiertanz, ein Spiel.

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Kommentare

Ankommmen
kann sehr viel bedeuten. Wer bei sich selbst angekommen...
Gedankenbilderbuche - 19. Feb, 15:47
was sonst.
was sonst.
bonanzaMARGOT - 19. Feb, 15:18
nun mußt du auf die nacht...
nun mußt du auf die nacht warten *lieb lächel*
lyrik undercover - 19. Feb, 15:13
mist, hab`die richtung...
mist, hab`die richtung verloren. wie war das noch mal:...
bonanzaMARGOT - 19. Feb, 14:52
Angekommen
Wegbeschreibung nach Hause Du fragst mich, wo das ist. Siehst...
lyrik undercover - 19. Feb, 13:19
Der Wahrheit in die Tasche...
Der Wahrheit in die Tasche gelogen In den Taschen...
lyrik undercover - 18. Feb, 12:43
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Liebesgedichte Worte gehen wie durch Trichter in...
lyrik undercover - 4. Jul, 00:51

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Meine Kommentare

genau das ist die aussage...
genau das ist die aussage .... wie auch hier http://ungebundenes.twoday .net/?day=20090125
Causerien - 19. Feb, 15:36
oder mit dem kaffeelöffel...
oder mit dem kaffeelöffel brad pitt vernaschen .......
Causerien - 19. Feb, 15:18
nun mußt du auf die nacht...
nun mußt du auf die nacht warten *lieb lächel*
ungebundenes - 19. Feb, 15:13
gern, sehr gern boma...
gern, sehr gern boma ... und ich werde die tage zählen...
wiedermal - 18. Feb, 14:16
derselbe stall = meine...
derselbe stall = meine heimleiterin und ich, wir waren...
wiedermal - 18. Feb, 14:02
boma, wenn es dann soweit...
boma, wenn es dann soweit ist und ich mein team erweitern...
wiedermal - 18. Feb, 13:45
auf den punkt ... genau...
auf den punkt ... genau so ist es! hochachtungsvoll...
Gedankenbilderbuche - 18. Feb, 13:39
also, wem dabei nicht...
also, wem dabei nicht warm wird. es sind doch immer...
Gedankenbilderbuche - 18. Feb, 13:03

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